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Moin,
in meinen Basis-Kursen plane ich immer gerne Zeit ein, um über Fehler bei der Tortendekoration zu sprechen, die sich ganz leicht vermeiden lassen. Dabei geht es nicht darum welche Farben man nicht kombiniert oder ob die Torte nun 5 oder 10 cm hoch sein sollte. Das sind Geschmacksfragen und jeder wird sie, auch je nachdem wie der Trend ist, anders beantworten.
Aber es gibt ein paar Punkte, die, zumindest für mich, einfach beim Herstellen einer Torte beachtet werden sollten, damit für alle Beteiligten das Erlebnis „Motivtorte“ wirklich einfach „Wow“ wird.
1. Unsauberes Arbeiten
Dass der Arbeitsplatz hygienisch sein soll und nur Produkte verwendet werden, die noch nicht verdorben sind, versteht sich, glaube ich, von selbst. Daher meine ich auch eher die Verarbeitung der Dekoration. Eine schöne Torte muss nicht immer mehrstöckig und mit ausgefallenen Dekorationen sein, aber sie sollte sauber verarbeitet werden. Das fängt bei der Grundtorte an, denn wenn diese hubbelig, schief und krumm ist, kann sie auch die dickste Fondant-Decke nicht glatt bekommen! Auch das Einstreichen mit Buttercreme oder Ganache sollte schön gerade sein (dafür muss man nicht unbedingt einen Kurs besuchen, den es gibt unzählige Videos dazu).
Auch fleckiger Fondant, oder mit Rissen und Löchern wirkt sofort fehlerhaft. Eine meiner ersten Lehrerinnen in England meinte zu uns „nur weil der Fondant dünner ist, schmeckt er nicht automatisch besser!“. Also warum den Fondant hauchdünn verarbeiten, wenn man bei 2-3 mm eine schöne Oberfläche bekommen kann?
Wenn dann noch die Tortenplatte passend ausgesucht wird, z.B. einer der vielen Tortenständer die auf dem Markt sind, dann wirkt eine sauber gearbeitete Torte gleich ganz anders. Mein Tipp als Torten Unterlage sind Cake Drums. Das sind die silbernen Pappteller, die man in allen Tortenzubehörläden bekommt. Entweder man lässt sie so wie sie sind oder deckt sie passend noch zur Torte ein, dann wirkt das Ganze als Einheit schon sehr gut.
Auch für Tortendekorations-Neulinge langt es dann meistens, einfach paar Fondant Blumen auszustechen, ein schönes Band als Randdekoration und ihr könnt mit eurer Torte auftrumpfen.
2. Zeitmangel
Torten dekorieren braucht Zeit! Ja, man kann in 2 Stunden eine einfache Torte backen, füllen, eindecken und dekorieren – aber entweder hat man das Design schon häufiger gemacht und läuft das Programm quasi im Schlaf runter, aber Punkt 1 dieser Liste kommt zum Tragen.
Gerade Fondant-, Blütenpaste- und Eiweißspritzdekorationen lassen sich hervorragend vorbereiten, auch lange bevor die Torte dekoriert werden soll. Auch die Böden kann man backen und evtl. einfrieren. Aber das Wichtigste ist, sich wirklich einen Plan zu machen, wann man was machen muss, damit die Torte zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig ist.
Ich weiß, mit einem normale Job oder Kindern ist das nicht immer so einfach, aber hey: auch das bekommen wir geplant! Warum also nicht auch die Torte? Es ist ja mal ganz lustig bis morgens um 5 Uhr in der Küche zu stehen, bis das gute Stück fertig ist, aber wenn es bei Familienfeiern nur noch Fotos von einem gibt, mit dunklen Augenringen und etwas schlechter Laune, ist das ja auch nicht so toll 😉
3. Nicht schmeckende Torten
Das Auge isst mit! Aber man erinnert sich ziemlich schnell an toll aussehende Torten, die leider nicht geschmeckt haben… und wenn man sich mal umhört, können ganz viele Personen etwas über nicht schmeckende Hochzeitstorten erzählen (auch wenn vielleicht das Buffet vorher auch nicht so toll war), aber man hofft einfach, dass so eine Traumtorte, auch ein echter Leckerbissen ist.
Motivtorten sollen zwar keine Torten sein, an denen man sich satt isst (dafür würde ich die Klassiker bevorzugen, die dann auch bitte ohne Fondant sein sollten), aber sie müssen schon schmecken. Ein trockener Bisquit mit einer dünnen Schicht Konfitüre mag zwar haltbar sein und eine stabile Unterlage bilden, aber wirklich lecker klingt es jetzt nicht. Wenn ich allerdings einen schön saftigen Rührteig oder Bisquite nehme, den vielleicht noch etwas tränke und statt nur Konfitüre vielleicht eine passende Ganache noch dazu gebe, dann kann das ein echter Renner werden.
Zu dem noch ein Tipp: keine Experimente auf großen Feiern! Gerade bei Hochzeiten oder runden Geburtstagen ist man besser beraten, klassische Geschmacksrichtungen anzubieten. Nicht jeder mag Schokolade mit Chili, exotische Früchte mit Kräutern oder stark hochprozentige Torten! Vanille, Schokolade und heimische Früchte kommen bei den meisten Gästen gut an. Wenn es doch etwas Ausgefallenes oder komplett Neues sein soll, dann auf jeden Fall vorher einmal ausprobieren!
4. Nicht üben
Der Spruch „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“ hat mich als Kind und Jugendliche richtig genervt. Allerdings stellte ich irgendwann fest, dass er leider sehr wahr ist. Auch wenn man in der Schule häufig denkt, dass die ganzen „Streber“ es ja auch so können, begreift man irgendwann, dass für sie das Wiederholen und Lernen einfach normal ist und nicht erwähnt wird.
Und leider ist es beim Tortendekorieren genau so! Gerade wo Motivtorten so boomen, gibt es unzählige Anleitungen im Netz, Kurse, Bücher etc… aber wenn man es wirklich zur Perfektion schaffen will, dann langt es nicht, nur einer Anleitung zu folgen.
Was bei anderen so einfach aussieht, ist das Ergebniss von vielen Versuchen und auch Fehlschlägen. Vielleicht ist der Fondant, den ich verwende für Euch ja doch nicht der, der sich super verarbeiten lässt? Alle schwören auf die Anleitung, aber man selber hat das Gefühl das beim Nachmachen die eigenen Finger sich nur verknoten? Da hilft leider nur: ausprobieren und testen und erst wenn man für sich den passenden Weg gefunden hat, kann es gut werden.
Wenn man also eine besondere Torte machen möchte, kann ich nur ans Herz legen, die einzelnen Bestandteile vorher schon mal gemacht zu haben. Eine mehrstöckige Hochzeitstorte zu machen, ohne jemals vorher eine Torte eingedeckt zu haben, ein Rosenwasserfall zaubern zu wollen ohne je eine einzige Rose gemacht zu haben oder das Brautpaar als realistische Figuren als Topper zu modellieren, wo die letzten Versuche in der Schulzeit aus Ton waren, kann gut gehen, aber es kann auch zur großen Katastrophe werden!
Lieber kleine, aber sichere Schritte gehen. Ich habe, auch bei Tortenaufträgen, immer die Torten so geplant, dass ich die jeweiligen Einzelteile der Dekoration schon gemacht habe und maximal eine Technik integriert habe, die neu war und für die ich länger brauchte, bis ich das Teil hergestellt hatte. Das bereits Bekannte konnte ich zeitlich einschätzen und wusste auch, wie ich es umsetzen muss und konnte dann für das Neue Zeit einplanen.
5. Gefährliche Inhalte
„Die Torte ist ja viel zu schade zum Essen!“ ist ganz häufig die Reaktion auf toll dekorierte Torten und erfüllt jeden Dekorateur mit Stolz und Freude. Es ist eines der größten Komplimente, aber es beinhaltet auch, wo für die Torte eigentlich gedacht ist: zum Essen!
Genau da kommt der Punkt ins Spiel: was ist denn nun essbar und was sollte man vermeiden? Wenn man es streng mit der Lebensmittelhygiene nimmt, muss an einer Torte alles essbar sein. Nun gab es aber immer schon die „wunderschönen“ Plastik Brautpaare, die viele Hochzeitstorten gekrönt haben, aber letztendlich standen sie nur AUF der Torte und es war jedem klar, dass man sie nicht essen kann.
Die Torten haben sich, wie ich meine, zum Glück verändert und sind kreativer geworden und häufig ist nicht immer klar zu sehen, was denn nun essbar ist und was nicht. Blumen aus Blütenpaste sehen einfach toll aus, aber sie lassen sich nun einmal ohne Draht nicht so toll herstellen. Daher ist es hier, und gerade bei Wettbewerben wird da sehr genau drauf geachtet, besonders wichtig, dass der Draht nicht so in die Torte gesteckt wird. Ich muss gestehen, dass ich es früher auch so gemacht habe, zumal es gerade den USA nicht ganz so eng gesehen wird. Aber man lernt nie aus und heute würde ich es definitiv nicht mehr machen. Es gibt extra kleine Plastikröhrchen die man in die Torte steckt, um dann die Blumen da drin zu platzieren. Mir ist nicht so ganz klar, wer mir versichert, dass das Plastik nun wirklich lebensmittelecht ist, von daher würde ich immer zu Strohhalmen greifen. Sollten diese einmal zu groß sein und die Blumen bewegen sich da drin, einfach etwas Fondant oder Eiweißspritzglasur in den Strohhalm füllen und dann den Draht in die Masse stecken.
Wer Figuren modelliert weiss , dass es wirklich tricky ist, diese ohne jegliche Stützen herzustellen. Der schnellste Griff ist dann häufig zum Zahnstocher oder zum Schaschlikspieß. Aber davon kann ich nur intensiv abraten! Selbst wenn man beim Hinstellen der Torte dem Beschenkten noch sagt: aber in der Figur ist ein Zahnstocher drin, kann es zur vorgerückter Stunde oder wenn die Kinder rumtoben, doch ganz schnell eine Hand geben, die die Figur greift und beherzt reinbeißt – tja und dann kann die Spitze von dem kleinen Hilfsmittel ganz schnell im Oberkiefer landen. Von daher ist hier wirklich mein Tipp, als erste Alternative Lolli-Stiele nehmen. Die tun dann zwar auch weh, aber sind nicht spitz, oder wenn die Figur komplett essbar sein soll, nehmt „Mikado“ von Bahlsen. Die Schokoladenseite ist stabil, weicht nicht durch, wenn essbarer Kleber dagegen kommt. Und schmeckt auch noch lecker (ebenso die übrig bleibenden, die man ja nicht verkommen lassen kann).
Aber es gibt gerade zur Zeit, noch eine Deko Variante, die nicht immer ungefährlich ist: frische Blumen! Sie sind der MEGA Trend, aber mich schaudert es immer wieder, wenn ich Bilder davon sehe. Ja es gibt essbare Blüten, zu denen unter anderen die Rose, Dahlie, Flieder oder Nelken zählen. Hier z.B. eine Liste https://www.von-blythen.de/essbare-blueten-liste/
Wichtig ist allerdings, dass diese Blumen ungespritzt und unbehandelt sind! Wenn ich zum Blumendiscounter gehe und dort Rosen für wenig Geld bekomme, weiß ich ja nicht, wo diese Rosen herkommen und mit was sie behandelt wurden. Abwaschen kann man Dünger und Pestizide leider nicht. Und auch wenn einige begründen, dass die Blumen ja nur ganz kurz auf der Torte liegen und ja kaum Kontakt damit haben – gerade bei unbekömmlichen oder gar giftigen Blüten kann dieses „nur ganz kurz“ für dann betroffene Personen, nicht wünschenswerte Folgen haben.
6. Am Thema vorbei designen …
… oder wen wollen wir eigentlich mit der Torte glücklich machen? Wenn man anfängt Torten zu dekorieren ist es meist für den eigenen Bedarf. Das eigene Kind, der Ehemann oder die Eltern sind meist diejenigen, für die man das Abenteuer angeht. Aber hat man erst einmal Blut geleckt und merkt, dass die Beschenkten total begeistert sind, traut man sich aus der Komfortzone raus. Allerdings kommt dann auch schnell der Punkt, wo man schon Stunden im Internet verbracht und 1000 tolle Ideen für das nächste Tortenprojekt im Kopf hat und unbedingt umsetzen will.
Und während der kleine Ideengeist im Kopf schon die nächste Torte entwirft, kommt auch tatsächlich eine Einladung, der nächste Geburtstag oder ein besonderer Anlass, wo man wieder mit einer Torte glänzen möchte. Klar macht man keine Elsa Torte für den 10 jährigen, der lieber eine Star Wars Torte hätte. Aber was ist, wenn man eigentlich etwas ganz Modernes und Schlichtes machen möchte, aber zum 90. Geburtstag von der Tante wäre eigentlich etwas Klassisches mit Rosen viel passender? Oder was ist mit der Freundin, für die wir endlich eine Hochzeitstorte machen dürfen, die nur einen schlichten Naked Cake haben möchte?
Auch bei Torten Aufträgen ist es nicht viel anders. Wenn Kunden vor mir saßen, hatte ich teilweise super tolle Ideen im Kopf, weil die Location so außergewöhnlich war, oder das Motto der Hochzeit. Aber es kam immer wieder vor, dass diese Vorschläge überhaupt nicht ankamen und am Ende wurde es eine klassische 3-stöckige Torte, mit klassischen Rosen dekoriert.
So sehr man manchmal möchte, sollte man doch immer überlegen, wen man glücklich machen möchte. Wirklich den Beschenkten oder eigentlich sich selber? Vielleicht gibt es ja einen Kompromiss aus beiden Wünschen? Auch kann es eine tolle Herausforderung sein, ein Design zu entwickeln zu einem Thema, dass einem jetzt nicht so liegt oder gar unbekannt ist. Es dauert dann zwar manchmal länger bis die Idee da ist, aber wenn die Torte fertig ist und der Beschenkte leuchtende Augen bekommt, ist die innere Begeisterung sogar noch etwas größer.
Das gleiche gilt übrigens auch für Wettbewerbe. Auch hier sind die Kategorien wie eine Bestellung zu lesen! Gerade da es häufig sehr freie Themen gibt, planen einige Teilnehmer immer wieder bevor die Kategorien gepostet werden oder haben schon Ideen, die sie „unbedingt“ machen wollen. Leider kommt es dann immer wieder vor, dass aber gerade die Idee in keine der Kategorien passt. Auch hier lässt sich nichts erzwingen und auch das selbst interpretieren von Regeln ändert nichts daran, dass das Schaustück einfach nicht dem „Kundenwunsch“ entspricht. Kein Juror in Deutschland möchte Torten disqualifizieren und alle sind bemüht, für solche Schaustücke einen Weg zu finden, dass sie vielleicht doch noch in eine andere Kategorie geschoben werden können, aber es kommt halt auch immer wieder der Punkt, wo gesagt werden muss, dass das Thema verfehlt wurde.
7. Ideen Klau
Beim Torten dekorieren ist es wie im echten Leben. Es gibt Designs und Techniken, die schon so lange auf dem Markt sind, dass man gar nicht mehr wirklich weiß, wer es erfunden hat. Häufig tauchen auch neue Ideen gleichzeitig von verschiedenen Dekorateuren auf, ohne dass man sagen kann: XY war der Erste.
Gerade wenn man viel im Internet unterwegs ist, speichert man sich hier ein Bild, setzt ein Lesezeichen zu einer Anleitung oder folgt verschiedenen Leuten bei Facebook. Und bestimmt merkt man sich nicht immer ganz genau, wo man welche Idee her hatte. Aber man sollte darauf hinweisen, dass man die Idee irgendwo so gesehen hat!
Das gleiche gilt bei komplett kopierten Torten, Modellierungen, die man nach einer bestimmten Anleitung gemacht oder einem Rezept, dass man von einem anderen Blog nachgemacht hat. Der kleine Zusatz „die Grundidee zu dem Design habe ich bei XY gesehen“, „Die Blume ist nach der Anleitung von…“ oder die „Cupcakes sind nach einem Rezept von ABC“, tut niemanden weh, aber der ursprüngliche Erfinder freut sich über die Nennung und man gauckelt auch niemanden vor, dass man das selber entwickelt hat. Wenn die Torte toll gearbeitet ist, wird sie eh von euren Freunden und Followers gefeiert werden und es ist einfach ein Zeichen der Nettiquette, dass man auch den Ursprung der Idee mit nennt.
Ok und das man keine Bilder mit fremden Torten als sein eigenen ausgibt, sollte eigentlich bekannt sein und wird zu recht, wenn es auffällt, mit rechtlichen Schritten oder zumindest mit massiven Kommentaren geahndet.
Puh das ist jetzt doch etwas länger geworden. Man könnte zu jedem Punkt sicher noch viel mehr schreiben, aber wenn man die 7 Punkte beherzigt, kann man beim Tortendekorieren nur noch punkten.
xxx
PS: Und ja alle Bilder zu diesem Artikel stammen von mir, da sie, wie ich finde, hervorragend zeigen was aus einem werden kann, wenn man die 7 Punkte beherzigt 😉